Praxis
Dr. med. Martha Ritzmann-Widderich - Arno Widderich - Rottweil
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Grundsätzliches zum Anwenden von Wickeln
Alle Wickel sind nach dem gleichen Prinzip aufgebaut. Sie bestehen aus drei Lagen:
Innere Lage
Für die Innenlage benötigen Sie ein Tuch in der doppelten Breite
des zu umwickelnden Körperteils. Der Wickel wird möglichst doppelt
gelegt.
Für kühlende oder kalte Wickel verwenden Sie möglichst Leinentücher,
wie z. B. ein Geschirrhandtuch oder Teile eines alten Leinenbettlakens. Für
wärmende oder warme Wickel wird am besten ein Flanelltuch, wie
z. B. ein Stück eines alten Flanellhemdes oder Teile eines alten Flanellbettlakens
(sog. Biberbettlaken) oder eventuell ein dünnes Frotteehandtuch verwendet,
da diese die Wärme sehr gut halten. Für Säuglinge kann auch eine Stoffwindel
genommen werden.
Die Innenlage darf immer nur so groß sein, daß die beiden oberen Lagen sie
reichlich überdecken können, da sonst die Gefahr der Auskühlung besteht.
Mittlere Lage
Hierfür verwenden Sie ein Frotteehandtuch oder ein dickes Baumwolltuch, das etwas größer ist als die Innenlage. Bei den Halswickeln ist keine mittlere Lage nötig.
Äußere Lage
Verwenden Sie ein Wolltuch, das etwas größer ist als die mittlere Lage. Bei größeren Wickeln falten Sie eine Wolldecke zu entsprechender Größe. Für kleinere Wickel ist es praktisch, eine alte Wolldecke in entsprechend große Teile zu schneiden. Bei Halswickeln kann ein Schal verwendet werden.
Beachten Sie ansonsten folgendes:
Der Wickel muß dicht und faltenfrei anliegen, da sonst Gefahr der Auskühlung
besteht. Alle Lagen werden gut mit Verbandsklammern (Apotheke) befestigt.
Er darf aber auch nicht zu stramm anliegen, da sonst die Gefahr besteht, daß
Blutgefäße abgedrückt werden. Insbesondere am Hals ist Vorsicht geboten.
Kalte oder kühle Wickel oder Anwendungen, dürfen nicht zu einem Abfall der
Körpertemperatur um mehr als 1 Grad führen, da dies eine zu große Kreislaufbelastung
darstellt (Kontrolle mit Fieberthermometer). Bei heißen Wickeln sollte die
Wassertemperatur ebenso kontrolliert werden, da sonst Verbrennungsgefahr besteht.
Nach den Wickeln sollte der Körper immer gut warm gehalten werden. Es empfiehlt
sich Bettruhe oder Wollkleidung entsprechend dem Ort der Anwendung (Schal,
Strümpfe, Wollhemd).
Die Wickel sollten nur entsprechend der angegebenen Altersangabe gemacht werden.
Kaltes nicht auf kalte Menschen. Kühlende oder kalte Wickel werden nie an
kalten Körperteilen gemacht, bzw. wenn der Patient fröstelt. Die Füße
müssen immer warm gehalten werden (Wärmflasche, Wollsocken). Bei kühlen Wickeln
wird die Nierengegend ausgespart.
Wann kalte und wann heiße oder warme Wickel?
Sie haben jeweils verschiedene Anwendungsgebiete. Ob ein kalter feuchter
Wickel den Körper bzw. das Körperteil erwärmt oder ihn kühlt, hängt von
seinem Wassergehalt ab. Je mehr Feuchtigkeit ein Wickel enthält, desto weniger
gelingt es dem Körper, den Wickel zu erwärmen. Diese Wickel entziehen dem
Körper Wärme, und kühlen den Körper bzw. das Körperteil. Sie werden deshalb
als „kalte wärmeentziehende Wickel" bezeichnet. Ist der Wickel gut
ausgewrungen, gelingt es dem Körper ausreichend Wärme zu produzieren, um die
Kälte auszugleichen. Der behandelte Bereich wird warm und stark durchblutet.
Diese Wickel werden als „kalte erwärmende Wickel" bezeichnet.
Die folgenden Angaben dienen als Leitfaden. Gelegentlich ist es etwas schwierig
zu entscheiden, welche Anwendung gemacht werden soll. In der Regel kann man
sich auf das Gespür des Erkrankten verlassen. Bei geschwächten Menschen und
Menschen mit einer schlechten Wärmeregulation, die nicht in der Lage sind,
genügend Körperwärme zu produzieren, muß eventuell auf die Anwendung kalter
Wickel verzichtet werden.
Kalte wärmeentziehende Wickel sind entzündungshemmend, abschwellend und für die akute und stark entzündliche Phase geeignet. Dies ist häufig zu Beginn der Erkrankung der Fall, wenn starke Beschwerden oder Schmerzen bestehen. Sie kommen meist in der „heißen", das heißt hochfieberhaften Phase der Erkrankung zum Einsatz und können helfen, Fieber zu senken. Typische Beispiele für die Anwendung kalter wärmeentziehender Wickel sind die Wadenwickel zum Senken von Fieber oder ein Halswickel als Notfallmaßnahme bei Halsentzündungen mit Atemnot aufgrund starker Schwellung der Luftröhre. Die Anwendung von kalten Wickeln bei Zerrungen, Prellungen und Quetschungen ist allgemein bekannt. Kalte wärmeentziehende Wickel haben eine kurze Anwendungsdauer um den Körper oder das Körperteil zu kühlen und werden abgenommen, bevor sie sich erwärmt haben. Bei Bedarf müssen sie dann häufiger gewechselt werden. Beachten Sie die jeweiligen Anwendungszeiten.
Kalte wärmerzeugende Wickel sind erwärmend und durchblutungsfördernd. Sie werden in der akuten Phase verwendet, aber auch, wenn der Erkrankungsprozess schon etwas länger besteht bzw. dabei ist chronisch zu werden. Sie fördern stark die Reaktionsbereitschaft und aktivieren die körpereigenen „Heilkräfte". Der Wickel wird für eine längere Anwendungsdauer angelegt, damit ausreichend Wärme erzeugt wird. Je nach Bedarf umfaßt dies eine halbe bis zu mehreren Stunden. Gelegegentlich wird er auch als Bleibewickel über die ganze Nacht angelegt.
Warme oder heiße Wickel sind erwärmend und durchblutungsfördernd und werden meist dann angewandt, wenn der Erkrankungsprozeß schon etwas länger besteht, bzw. sich „festgesetzt" hat. Sie finden auch dann Anwendung, wenn Kälte vom Patienten als unangenehm empfunden wird bzw. ihn nach Wärme verlangt, oder wenn nicht ausreichend Reaktionsbereitschaft vorhanden ist, um genug Eigenwärme zu erzeugen.
Hinweise zur Temperatur der Wickel
Kalte Wickel werden mit leitungskaltem Wasser gemacht (ca. 14 bis
18 Grad). Bei Kleinkindern werden die Wickel nur kühl und nicht kalt gemacht.
Der Unterschied zur gemessenen Temperatur und der Wassertemperatur sollte
maximal 5 -10 Grad betragen. Je jünger das Kind ist, desto geringer soll der
Temperaturunterschied sein. Bei geschwächten Kranken oder Frösteln wird die
Temperatur entsprechend abgemildert oder es wird auf kalte Anwendungen verzichtet.
Heiße Wickel werden mit heißem Leitungswasser zwischen 40 und 45 Grad
gemacht. Die Temperatur wird mit dem Thermometer kontrolliert werden, da sonst
Verbrennungsgefahr besteht. Es muß sehr schnell gearbeitet werden, da der
Wickel sonst auskühlt. Bei großflächigen Wickeln, z. B. bei einem Brustwickel,
kann auch mit Wärmflaschen gearbeitet werden. Auf die Haut wird ein feuchtes
Tuch gelegt, darauf kommt dann die Wärmflasche. Bei Kleinkindern und geschwächten
Menschen sollen keine zu heißen Anwendungen gemacht werden, da sonst die Kreislaufbelastung
zu stark ist. Je größer der Wickel ist, um so stärker ist die Kreislaufbelastung.