Praxis
Dr. med. Martha Ritzmann-Widderich - Arno Widderich - Rottweil
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Die Darmreinigung gehörte noch in den ersten Jahrzehnten des letzten Jahrhunderts
zu den üblichen Sofortmaßnahmen bei fieberhaften Erkrankungen. Heute empfinden
viele Menschen eine Darmreinigung als eine „schmutzige" Angelegenheit. Dies
ist bedauerlich, da diese Maßnahme helfen kann, die Erkrankungsdauer zu verkürzen
und die Krankheitssymptome erheblich abzuschwächen. Sie sollte bei fehlender
Erfahrung nicht ohne Rücksprache mit einem naturheilkundlichen Behandler durchgeführt
werden.
Sie ist insbesondere auch bei fieberhaften Erkrankungen mit Durchfall besonders
nützlich. Dies mag auf den ersten Blick etwas widersprüchlich erscheinen,
ist jedoch verständlich, wenn man sich klar macht, daß Durchfälle durch Erreger
verursacht werden, die auf diese Art zumindest teilweise entfernt werden.
Die Verwendung von Abführmitteln hat einige Gegenanzeigen. Sie dürfen nicht
verwendet werden bei akutem Darmverschluß, akuten entzündlichen Magen-Darm
Erkrankungen und bereits bestehenden Mineralstoffverlusten bei vorausgegangener
starker Schweißbildung oder Durchfällen. Verschiedene Möglichkeiten kommen
infrage.
Klistiere oder Einläufe unterstützen den „Entgiftungsprozess" und
können Begleiterscheinungen von Fieber und Unwohlsein lindern. Kühle Einläufe
oder Klistiere können helfen, die Temperatur bei hohem Fieber abzusenken.
Kühl heißt in diesem Fall knapp unter Körpertemperatur, d. h. 36-37 Grad oder
wenig kälter. Warme Einläufe oder Klistiere von 39 Grad helfen gegen Frösteln
und lindern Magen-Darm-Krämpfe.
Für Säuglinge oder Kleinkinder wird ein Gummiklistier benutzt, für
Kinder ab dem 6. Lebensjahr und für Erwachsene wird ein Irrigator (Einlaufgerät
aus Apotheke oder Sanitätsfachhandel) verwendet. Einlaufmenge: für
Säuglinge 70-100 ml, für Kleinkinder bis 250 ml, für ältere Kinder bis 500
ml, Erwachsene bis 1 Liter oder mehr Wasser oder Kamillentee.
Der Irrigator wird ca. 90 cm über Darmniveau aufgehängt. Der Einlauf wird
am besten in Rückenlage auf dem Boden oder in der Badewanne (etwas warmes
Wasser einlassen) mit hochgelegten Beinen durchgführt. Das Einlaufrohr oder
Klistierrohr wird gut eingefettet und vorsichtig eingeführt! Das Wasser läßt
man langsam einlaufen! Entsteht ein Druckgefühl dreht man den Zulaufhahn zu
bzw. wartet etwas und versucht die Flüssigkeit mit vibrierenden Bewegungen
darmaufwärts zu massieren. Wenn möglich wartet man einige Minuten, bis man
sich entleert. Am besten lassen Sie sich die Technik von einer versierten
Fastenleiterin erklären.
Wenn Abführmittel benutzt werden, sollte ein möglichst schonendes Mittel
gewählt werden. Relativ milde und gut verträglich ist Bittersalz (Magnesiumsulfat).
Die Dosis für Erwachsene beträgt 20 - 40 g bzw. 2 - 4 sehr gut gehäufte Teelöffel.
Sie wird am besten abends vorm Schlafen in 1/2 Liter warmem Wasser eingenommen.
Es wird mit der geringsten Menge begonnen und, bei Bedarf wird die Dosierung
gesteigert. Die Dosierung ist so zu wählen, daß morgens eine flüssige Entleerung
stattfindet.
Auch Rizinusöl ist gut geeignet und ausgesprochen reizarm. Die Durchschnittsdosis
beträgt 1-2 Esslöffel, entsprechend 10 - 20 Gramm Öl. Sechs bis zehn Stunden
nach der Einnahme tritt eine nahezu schmerzlose Entleerung ein. Die Einnahme
abends vorm Schlafen hat sich auch hier als günstig erwiesen. Wenn keine Wirkung
eintritt, muß die Dosierung erhöht werden.
Auch Sauerkrautsaft ist in einigen Fällen geeignet, um eine Darmreinigung
zu bewirken. Bei Kindern und sehr empfindsamen Menschen reichen 2-3 Gläser
Sauerkrautsaft über den Tag getrunken häufig aus, um eine schonende Darmreinigung
zu bewirken.